23. August 2022 in Kassel – Robert Misik und Heinz Bude sprechen im Rahmen der „documenta“ und der Reihe „Gespräche zur Gegenwartskunst“ zum Thema „Linke Kunst“ (Gespräch)


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Datum/Zeit
Date(s) - 23/08/2022
18:00 - 20:00

Veranstaltungsort
Traces Lehr- und Forschungsstation, Lutherplatz

Kategorien


GESPRÄCH
Robert Misik
Dienstag, 23.08.2022, 18:00
TRACES Forschungsstation
Lutherplatz
34117 Kassel
Deutschland
Im Rahmen der »documenta« und der Reihe »Gespräche zur Gegenwartskunst«
Robert Misik im Gespräch mit Heinz Bude zum Thema »Linke Kunst«

Eintritt:
Frei

Weitere Informationen zur Veranstaltung:
https://www.uni-kassel.de/uni/aktuelles/termin/2022/08/23/gespraeche-zur-gegenwartskunst-linke-kunst-robert-misik-heinz-bude?cHash=f6eb8a257a57b411fd4be19b2cbd0cf9

Robert Misik
Das große Beginnergefühl
Moderne, Zeitgeist, Revolution

Konventionen zertrümmern, Wahrnehmung revolutionieren, Neues imaginieren – das war der Geist der radikalen Moderne. Bert Brecht sprach vom großen Beginnergefühl. Heute scheint jeder utopische Optimismus verflogen – ist es damit ein für alle Mal vorbei?

»Keineswegs!«, hält Robert Misik solchen Abgesängen entgegen. Er unternimmt einen Parforceritt durch 200 Jahre linke Kunst: von Heinrich Heine bis Elfriede Jelinek, von Patti Smith bis Soap & Skin, vom Bauhaus bis zum Gemeindebau. Das Aufbegehren gegen das Überholte und die Revolutionierung der Stile sind auch heute die große Aufgabe der Kunst, genauso wie Exzess und Intensität. »Ändere die Welt, sie braucht es«, sagt Misik mit dem alten BB. Er skizziert ein ästhetisches Programm jenseits von Kommerz, Entertainment und dem ewig schon Dagewesenen.

Robert Misik
Die falschen Freunde der einfachen Leute

Alte Parteien verschwinden, neue tauchen auf, die Leitplanken des Diskurses verschieben sich. So chaotisch die politische Situation sich darstellt, so unübersichtlich ist das Angebot an Deutungen für den Aufstieg des autoritären Nationalismus: Die einen erklären ihn mit Politikverdrossenheit und amorpher Wut, andere mit ökonomischen Faktoren wie Globalisierung und wachsender Ungleichheit, wieder andere führen ihn auf die vermeintliche kulturelle Abwertung von Menschen mit konventionellen Werten und Lebensstilen zurück.

Für sich genommen, so Robert Misik, ist jede dieser Erklärungen viel zu simpel gedacht. Ökonomische und psychopolitische Dynamiken schaukeln sich hoch. Die verborgenen Verwundungen in einer Klassengesellschaft brauchen multikausale Erklärungen – und radikale Antworten.

Robert Misik
Halbe Freiheit
Warum Freiheit und Gleichheit zusammengehören

Joachim Gauck führte im Frühjahr 2012 mit seinem Bändchen Freiheit wochenlang die Bestsellerliste an. Und ganz allgemein schreiben sich immer mehr konservative und neoliberale Politiker und Publizisten den Wert der Freiheit auf ihre Fahnen. Unbeantwortet bleibt dabei meist die Frage, was damit gemeint ist und wodurch unsere Freiheit heute in den Industrieländern überhaupt bedroht wird. Durch autoritäre Regimes? Zensurbehörden? Wird hier nicht gegen »abgenudelte Gespenster von gestern« gekämpft? Ist es nicht viel mehr so, dass die entscheidenden Freiheiten und Rechte im Zuge der letzten 150 Jahre gerade von Progressiven und Linken gegen konservativen Widerstand erstritten wurden? Warum hat sich die Linke diesen Begriff klauen lassen?

Robert Misik setzt sich pointiert mit dem halbierten, auf die Sphäre der Ökonomie reduzierten liberal-konservativen Freiheitsbegriff auseinander und plädiert für eine neue, progressive Freiheitsbewegung, die sich in einer verunsicherten Gesellschaft einsetzt für die Freiheit von Angst und dafür, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, sich selbst zu verwirklichen: »Freiheit ohne Freiheit von Angst ist halbe Freiheit. Freiheit ohne die Möglichkeit, sie auch zu leben, ist halbe Freiheit.«

Quelle: Suhrkamp Verlag/Insel Verlag

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