31. März 2022 in Dresden – Durs Grünbein, Simone Fleischer und Julia Meyer sprechen im Rahmen von „30 Jahre Common Sense“ über Literatur (Gespräch)


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Datum/Zeit
Date(s) - 31/03/2022
19:00 - 21:00

Veranstaltungsort
SLUB Dresden, Zentralbibliothek, Klemperer-Saal

Kategorien


GESPRÄCH
Durs Grünbein
Donnerstag, 31.03.2022, 19:00
Zentralbibliothek
Klemperer-Saal
Zellescher Weg 18
01069 Dresden
Deutschland
Im Rahmen von »30 Jahre Common Sense«
Durs Grünbein im Gespräch mit Simone Fleischer und Julia Meyer

Eine Veranstaltung der SLUB Dresden
Eintritt:
frei
Weitere Informationen zur Veranstaltung:
https://www.slub-dresden.de/besuchen/veranstaltungen/details/veranstaltung/37095

Durs Grünbein, Seneca
An Seneca. Postskriptum
Seneca. Die Kürze des Lebens
Aus dem Lateinischen von Gerhard Fink

»So ist´s: Wir erhalten kein kurzes Leben, sondern haben es dazu gemacht, und es mangelt uns nicht an Zeit, sondern wir verschwenden sie.« Als Stoiker widmet Seneca sein Denken der Lebenspraxis: dem gut geführten Leben, das, von Vernunft geleitet, Affekten widersteht. Seelenruhe zu erlangen ist das erklärte Ziel.

Durs Grünbein befreit den berühmten Text aus der Schublade der ewig haltbaren Lebensrezepte. Ihn interessiert das Janusköpfige des Philosophen, seine schriftstellerische Könnerschaft, der Widerspruch zwischen Philosophie und Leben, aus dem gar Dichtung entsteht. Durchaus affektvoll schreibt Grünbein einen Brief, ein Postskriptum an Seneca: »Du hattest recht. Das kurze Leben raunt uns zu: halt an, /Eh die Affekte dich versklaven.« Aber »Was, wenn wir unbelehrbar sind, verstockt und in uns regt/ bei jedem Ja ein Nein sich…«

Durs Grünbein
Schädelbasislektion
Gedichte

Mit seinem Gedichtband Grauzone morgens überraschte im Jahr 1988 ein 26jähriger Dichter aus Dresden – aus der damaligen DDR. Ein »Hineingeborener«, der von seinem Land sich nicht mehr poetische Aufbauhilfe abverlangen ließ, zog mit scharfgeschnittenen Momentaufnahmen aus dem »Ghetto einer verlorenen Generation« in den Metropolen des Sozialismus seine erste Bilanz – mit nüchternem Blick »in Augenhöhe«.
Mit seinem zweiten Gedichtband Schädelbasislektion hat Durs Grünbein den »stillen Aufruhr« poetischer »Zeitrafferaufnahmen« weitergetrieben. Die Tagträume in den Rissen des Alltags von damals sind benennbar geworden.
»Komm zu Dir Gedicht. Berlins Mauer ist offen jetzt. / Wehleid des Wartens. Langweile in Hegels Schmalland / Vorbei wie das stählerne Schweigen …«
Illusionslos und radikal hat Durs Grünbein in Schädelbasislektion seine Gedichtsprache fortentwickelt.

»Vielleicht war diese Stille nichts
Als die Halbwertszeit
Einzelner Wörter
In mir
Und wer bin ich:
Ein genehmigtes Ich,
Blinder Fleck oder bloßer Silbenrest
… (– ich)

Zersplittert und wiedervereinigt
Im Universum
Von Tag zu Tag,
Gehalten vom Bruchband der Stunden
Zusammengeflickt,
Stückweise
Und in Fragmenten
›I feel so atomized.‹«

Zeitgenossenschaft im Dialog mit der Tradition ist in den Gedichten von Durs Grünbein höchst gegenwärtig: Seine lyrischen Lektionen zur Jahrtausendwende haben die poetischen Gewißheiten an Ganglien und die Normen des Gereimten an Neuronen abgetreten.
Die Gedichte in Schädelbasislektion reagieren auf den Zerfall der Sprache in die geschwätzige Phrase – »zu jeder Schandtat bereit« –; auf den schmerzhaften Verlust des seiner nicht mehr selbst gewissen Ich; auf mörderische Großstadteinsamkeit und die Zerstörung der sozialistischen Ikonen. Die Gedichte von Durs Grünbein sezieren die Auflösung des modernen Ich:

»Was Du bist steht am Rand / Anatomischer Tafeln.«
De

Durs Grünbein
Jenseits der Literatur
Oxford Lectures
Mit 40 Abbildungen

In seinen vier Vorlesungen, die er als Lord Weidenfeld Lectures im Jahr 2019 in Oxford gehalten hat, setzt sich der Dichter Durs Grünbein mit einem Thema auseinander, das ihn seit jenem Augenblick beschäftigt hat, als er die eigene Position in der Geschichte seiner Nation, seiner Sprachgemeinschaft und seiner Familie als historisch wahrzunehmen begann: Wie kann es sein, dass DIE GESCHICHTE, seit Hegel und Marx ein Fetisch der Geisteswissenschaften, die individuelle Vorstellungskraft bis in die privaten Nischen, bis in den Spieltrieb der Dichtung hinein bestimmt? Will nicht anstelle dessen Poesie die Welt mit eigenen, souveränen Augen betrachten?

In Form einer Collage oder »Photosynthese«, in Text und Bild, lässt Grünbein den fundamentalen Gegensatz zwischen dichterischer Freiheit und nahezu übermächtiger Geschichtsgebundenheit exemplarisch aufscheinen: Von der scheinbaren Kleinigkeit einer Briefmarke mit dem Porträt Adolf Hitlers bewegt er sich über das Phänomen der »Straßen des Führers«, also der Autobahnen, hinein in die Hölle des Luftkriegs.

Am Schluss aber steht eine erste Erfahrung von Ohnmacht im Schreiben und die daraus erwachsende, bis heute gültige Erkenntnis; »Es gibt etwas jenseits der Literatur, das alles Schreiben in Frage stellt. Und es gibt die Literatur, die Geschichte in Fiktionen durchkreuzt.«

Die renommierten Lord Weidenfeld Lectures sind seit 1993 einer der Höhepunkte im akademischen Jahr der Universität Oxford. Dazu eingeladen werden bedeutende Geisteswissenschaftler, Schriftsteller und Dichter. Zu den früheren Inhabern dieser Professur zählen George Steiner, Umberto Eco, Amos Oz und Mario Vargas Llosa.

Durs Grünbein
Nach den Satiren
Gedichte

Durs Grünbein hat sich Zeit gelassen mit einem neuen Gedichtband. Fünf Jahre nach Falten und Fallen zieht der Autor eine Bilanz seiner dichterischen Arbeit vor dem magischen Jahr 2000. Die enzyklopädische Neugier, die Grünbeins Texte seit jeher prägte, kennzeichnet auch diese Gedichte, in denen er sich neues poetisches Terrain erschließt. Weit gespannt ist dabei der Bogen: von der Antike bis in die unmittelbare Gegenwart, von der Heimatstadt Dresden über die Kontinente bis hin zu Saturn und Venus, die »entgleist ihre Runden drehn. / Wenn im Teilchenzoo Ordnung herrscht und ihr kennt jedes Gen« von der Mikro- bis zur Makrowelt und zurück. Grünbein ist gelegentlich »Kälte« bescheinigt worden, doch jederzeit nachvollziehbare »Präzision« beschreibt die Art seiner Wahrnehmung besser.

»Und hinter allem steckt eine Liebe zum Lebendigen, Vergänglichen, die den Körper und alle Phänomene rings um ihn her noch einmal – metaphysisch – umfängt.«

Nicht der Blütenstaub, fein verteilt, nicht
dieser Schmerz
An den Haarwurzeln, mit jedem Frühling
erneuert,
Nicht das Erwachen ist grausam. Was
aber dann?

Quelle: Suhrkamp Verlag/Insel Verlag

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